Schreibegeld oder Der feindliche Leser - Kommentar von Kaspar Dornfeld

Kommentar von robin:
„…denn sie ist nach meinem dafürhalten wichtiger und zerbrechlicher, als man glauben mag.“

Nennen wir das Kind doch beim Namen: Man kann an engagierter kreativer Arbeit schier verzweifeln, und Verzweiflung ist sicher noch lange nicht das Ende auf der Skala der möglichen Konsequenzen.

Der einsame Self-Publisher vor seinem Bildschirm, der neben seiner eigentlichen Tätigkeit, dem Schreiben, noch unermüdlich an seinem Profil auf den angesagten Social-Media Kanälen feilt, wie das Kaninchen auf die Schlange die Kurven seiner täglichen Abverkäufe auf Amazon & Co. statistisch auswertet und zu optimieren versucht, nebenbei noch harte Verhandlungen für weniger standardisierten Vertriebswegen führt und ach, fast hätte ich’s vergessen, auch noch so was wie ein Leben jenseits all dessen führt, möglicherweise Frau und Kinder hat.

Was für ein trauriges Bild,

das uns als zeitgemäß und modern verkauft wird, und das ich hier nur deshalb kurz skizziere, um noch mal auf die ungeheure Wichtigkeit stützender Strukturen, Verlage, Vertriebe, Lektoren, das ganze Drumherum hinzuweisen. Ich fürchte, auch das größte Schreibtalent könnte leicht an den Anforderungen dessen, was heute große Teile der Netzgemeinde für den Archetypus des Schreiberlings 2.0 halten, zerbrechen.

Oder seine Motivation wird sauer, mutiert zu blankem Zynismus, zum Hass auf die ganze Branche…( kann man hier ein paar Klicks weiter bestaunen )

Meine Quintessenz:

Künstler ( Alle ! ) müssen endlich laut und unmissverständlich in Richtung der Konsmenten und der Netzgemeinde sagen 'wir BRAUCHEN Euer Geld, ihr MÜSST ( ! ) zahlen, und zwar auch für die, die noch keine Weltmeister sind und auch für unsere Verlage, unsere Strukturen, für all das, was uns stützt, wenn wir - wie jeder Künstler - mal wieder 'nen brutalen Durchhänger haben und nicht mehr wissen, wie’s weiter geht."

Die Zeiten der Einschüchterung und Verunsicherung sind vorbei, und spätestens nachdem jeder ‚Pirat‘ sein eigenes Buch bei einem herkömmlichen Verlag untergebracht und gegen fetten Vorschuss veröffentlicht hat, ist das unsägliche Geschwätz von den ‚neuen Geschäftsmodellen‘ durch die Protagonisten selber entzaubert.

Der Keil, den interessierte Kreise in den Letzten Jahren in allen Genres zwischen Künstler, Verlage und Publikum getrieben haben, er kann nur von den Künstlern wieder entfernt werden. Und das muss jetzt geschehen. Durch Qualität, Professionalität und vor allem Selbstbewusstsein!

Mein Wunsch: Die in der Tat oft sehr zerbrechliche intrinsische Motivation möglichst vieler neuer Talente zu stärken und zu stützen - durch Geld, Money, Kohle, ein bisschen Entspannung im materiellen Bereich.

Für mich liegt darin ganz und gar kein Widerspruch.

Kommentar von Thomas Elbel:
… oder wir leben in zwei verschiedenen Welten. Wir können dann darüber streiten, welche die gesellschaftlich maßgeblichere ist.

Kommentar von Thomas Elbel:
Lieber Kaspar,

die Behauptung Schreiben sei rein intrinsisch motiviert ist genauso alt wie die Urheberrechtsdebatte und genauso falsch.
Richtig ist das Folgende: Es gibt genausoviele ex- und intrinsische Schreibmotivationsbündelvarianten, wie es Menschen gibt, die schreiben. Geld, Ruhm, Schreibsucht, Mitteilungsdrang, Narzissmus etc. pp. werden in immer wieder neuen Variationen vorliegen. Du machst hier den uralten Fehler, von Dir selbst auf andere zu schließen.
Statistisch betrachtet, wird es vermute ich so sein, dass ein Querschnitt aller Schriftsteller ausgewogen ex- UND intrinsisch motiviert ist, mit einem leichten Schwerpunkt auf der Extrinsik. Ich versteige mich gar zu der Behauptung, dass wenn man alle Kreativberufe betrachtet, vom Maskenbildner, Webdesigner bis zum Ausdruckstänzer, Autor (und warum sollten wir nicht auch über die reden; kopieren kann ich letztlich alles) Geld schon ein hochwichtiger Motivationsfaktor ist.

Kommentar von Kaspar Dornfeld:
Lieber Thomas,

ich gebe Dir in einigen Punkten recht, in anderen nicht. Worin wir uns, denke ich, einig sind, ist die Tatsache, dass Schreiben allein, wenn man den Versuch macht, es beruflich zu tun, für lau nicht lange gut geht. Und, wie ich in meinem Text schon erwähnte, haben viele Profis durchaus viele Projekte in Wartestellung, die sie (intrinsisch) gern machen wollen, aber (extrinsisch) in Reihenfolgen einordnen, je nachdem, welches Projekt bezahlt wird. Die Logik und Stimmigkeit dieses Verhaltens werde ich nie bestreiten. Und ein bisschen ärgert es mich schon, dass mein Text als „Schriftsteller-sollen-mal-die-Fresse-halten-und-nehmen-was-sie-kriegen“ Kommentar gesehen wird, denn er ist so garnicht gemeint, und ich behaupte immernoch, dass das mit keinem Wort da steht. Schuld daran, dass man es trotzdem so lesen kann, ist zum einen, dass er an einem Ort erschienen ist, wo der pure Pirateriestreit offenbar Hauptthema ist - das war mir vorher nicht ganz klar, mein Fehler - und dann auch noch eingeordnet wurde in die Kategorie Ebook-Piraterie. Ich kann dazu nur sagen, auch wenn er das Thema streift, ist ein Diskussionsbeitrag dazu nicht meine Absicht gewesen. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass es Folgen hat, die intrinische Motivation des Schreibens, deren Existenz Du hoffentlich nicht bestreitest, in diesen Diskussionstopf zu werfen. Das ist unverantwortlich und grundfalsch.

Warum?
Genau hier beginnt, der Punkt, an der ich mich zumindest Deiner Argumentation nicht anschließen kann. Ich glaube nicht, dass die „Schreibmotivationsbündelvarianten“ so zahlreich sind, wie Menschen unter der Sonne leben. In den wichtigen Punkten sind sie, denke ich, sehr leicht quantifizierbar. Entweder ich habe eine Sache zu erzählen, dann tue ich das, oder ich habe (oder glaube zu haben), mehr als eine Sache zu erzählen, dann will ich das zum Beruf machen. Dann gibt es noch eine Untergruppe von Kategorie 1. Die, die mit der einen Sache, die sie der Welt mitzuteilen haben, so erfolgreich sind, dass sie im Goldrausch der Illusion verfallen, mehr zu sagen zu haben und es wieder versuchen. Alle anderen graduellen Abstufungen unter Gefühle nach anderen Gefühlen kommend (Mitteilungsdrang beinhaltet immer mindestens eine Spur Narzissmus) sind nach meinem Dafürhalten zu vernachlässigen. Egal, wohin man eher gehört, die Intrinsik ist immer der Ausgangspunkt, oder nennen wir sie, Motivator I.

Wenn Du sagst, dass für viele „Profis“ der Schwerpunkt, wenn auch nur leicht zur extrinsischen Motivation (also Schreiben erst, wenn Geld in Aussicht, resp. schon da) verschoben ist, setze ich Deiner Behauptung die folgende entgegen: Vielleicht liegt darin ein wesentlicher Punkt dafür, dass die meisten neuen Werke, auch von Profis, eher mittelmäßige Imitate eines zurückliegenden Erfolges sind, der selbst, ich denke, soweit kann ich mich aus dem Fenster lehnen, mit Sicherheit stärker intrinsisch motiviert war. (Damit meine ich nicht „ausschließlich“) Um es mal ganz banal zu sagen: Ich bin überzeugt davon, dass Dein Drang, das Buch zu schreiben, sich auf die Leserschaft übertragen wird, oder eben das Ausbleiben oder Verringern des einen auch das andere verringert.

Eigentlich verstehe ich nicht, warum gerade Du auf den Mehrwert der äußerlichen Anreize klopfst (das heißt, ich verstehe es natürlich, aber ich sehe da einen Fehler in Deiner Argumentation), denn Du hast genau das gemacht, was ich propagiere. Als Dein Verlag, der groß genug ist, um etwas mutig zu sein, und der ja auch nach Deinen früheren Werken wusste, dass Du ein Schreibprofi bist, Dich nach Deiner eigenen „Aussage“ mit Deinem neuen Projekt wegschickte, weil es eine nach seinem Dafürhalten Genreunschärfe hatte, hast Du Dich der intrinsischen Motivation ergeben und gesagt: „Ich glaube daran. Ich mache das selbst.“ Ich finde das großartig und genau richtig, auch wenn Du, denke ich, selbst ohne Raubkopiererei nicht wirklich davon ausgegangen sein wirst, dass das Ding nun gleich bombastisch verkauft werden wird. Vielleicht hast Du davon taggeträumt, aber geglaubt hast Du wahrscheinlich nicht daran, oder? (Wenn es Dir zu unverschämt ist, dass ich hier über Deine Motive spekuliere, gib mir ruhig eins auf den virtuellen Schnabel) Doch wo bleibt die Aufregung über den fehlenden Mut des Verlages? Vielleicht hattest du die und sie war Teil Deiner Motivation, das Buch auf eigene Faust zu veröffentlichen, aber warum lese ich in Deinem Beitrag und in vielen Wortmeldungen von Schriftstellern über die Unerträglichkeiten unserer Zeit als Künstler kaum etwas (für gewöhnlich garnichts) darüber? Dein Verlag, der wie fast alle Verlage ausschließlich als Händler denkt, richtet sich nach Statistiken und Zielgruppeneinteilungen, die zum einen von ihm selbst geschaffen worden sind und die zum anderen wie goldene Kälber behandelt werden.
Der Leser, der immer nur das und jenes erwartet und nie was anderes nehen würde, ist ein Mythos, dafür geschaffen, ihn zum Literaturraucher zu erziehen, der immer nur schnell das gleiche Erlebnis braucht. Doch dabei werden zwei elementare Dinge schlichtweg negiert: Zum einen ist Erfolg nur in sehr kleinen Mengen vorhersagbar. Folglich braucht es den rein intrinsischen Schreibdrang, um den großen Erfolg von morgen zu erzeugen. Zum anderen ist die Hauptaufgabe von Verlagen eigentlich nicht oder zumindest nur in zweiter Linie das möglichst häufige Verkaufen, sondern das verfügbar halten von lohnenswerten Texten. Und genau diese Kategorie, die Frage nämlich, was „lohnenswert“ ist, wird durch die zu starke Konzentration auf das Geld zu häufig zu schnell beantwortet und da fallen dann schon Texte aus dem Raster, deren experimenteller Verdienst nur darin besteht, zwei Genres zu vermischen. So feige ist das Geschäft mittlerweile! Höre ich darüber Empörungsschreie von Autorinnen und Autoren? Nun ja, manchmal schon. Schließlich haben wir hier einen Verlag gegründet, der im Besitz der Schreibenden selbst ist und zwar als wachsendes „Organ“. Aber nur allzu häufig gibt es nur die Empörungsschreie über die böse Raubkopierei, die ich nicht gut finde, als die Raubkopiererei. Das sei hier klar festgehalten, aber ein bisschen kommt es mir vor, als schaute man da ans falsche Ende.

Ich habe das alles vor Jahren schon im Filmgeschäft miterleben müssen. Da war einerseits das große Aufstöhnen Hollywoods über schwindende Zuschauerzahlen. Man zeigte mit großer Geste auf die Raubkopierer, um von der schlichten Tatsache abzulenken, dass die müden alten Säcke, die zynisch nur auf den Erfolg vom letzten mal starrend immer wieder den selben Film rausschissen, einfach keine Ideen mehr hatten und haben wollten, die noch jemand sehen wollte.
Und dann war da der heimische Film. Damals war ich Student und es war normal, dass man sogar Stars bekam, wenn sie Zeit hatten UND ihnen die Rolle gefiel. Für viele von ihnen waren die Studentenfilme sogar eine willkommene Abwechslung. Sie konnten hier oft interessantere Rollen finden, als der ewig wiederholte gleiche Wortbausteinmüll, den sie sonst meistens vorgesetzt bekamen. Doch das änderte sich alles, als die großen Produktionen und Fernsehanstalten entdeckten, dass man auch mit wenig Geld und viel jugendlicher Leidenschaft Filme machen kann. Ja wenn das so geht, zahlen wir auch nichts mehr. Wenn einer fragt, sagen wir: Leider sind wir soooo knapp bei Kasse… Das stimmte in manchen Fällen sogar, kam aber eben auch daher, dass die Risikobereitschaft drastisch abnahm. Oft genug stimmte es aber auch nicht. Ein Sender wie das ZDF muss keine Filme machen, in der jede Head-of-Department Position von Praktikanten besetzt ist. Aber das fand statt. Ich habe es erlebt. Ergebnis: Heute ist es zum einen vollkommen normal, Preise zu drücken. Jeder kennt den Satz: Wir haben kein Geld. Zum anderen kommen auch die Stars nicht mehr zu den wenigen wagemutigen Produktionen, die geblieben sind. Wenn nirgends mehr genug Geld rumkommt, ist die Trennschärfe nicht mehr gegeben und die einen, die wirklich nicht zahlen können, werden in Sippenhaft für die genommen, die es könnten.
Doch auch da blieb der große Protest der Kreativen gegenüber den Medienkonzernen einfach aus. Wir haben uns einreden lassen, dass der Markt entscheidet, dass wir mit dem leben müssen, was man uns gibt und vor allem, dass jeder ersetzbar ist.

Und hier ist es doch das gleiche! Nicht, dass dummes Raubkopieren in Ordnung wäre. Aber anstatt mal die großen zu fragen: Wenn Ihr immer sagt, das Geld ist weg, wo zum Teufel ist es bitteschön hin? wird die Selbstrechtfertigung übernommen, mit der sie den Schreibenden Verträge aufrücken, die sich meilenweit von dem bewegen, was mal als Mindest-Standard-Vertrag ausgehandelt worden war und statt dessen die Leserschaft als geizige Saubande beschimpft. „Wenn keiner mehr raubkopiert, geht die Sonne der Kultur wieder auf.“ Das klingt mir zu sehr nach einem Ablenkungsmanöver, auch wenn ich die Motivation der einzelnen wie Dich dabei nicht in Frage stellen will.

Kaspar Dornfeld

Kommentar von robin:
„Egal, wohin man eher gehört, die Intrinsik ist immer der Ausgangspunkt, oder nennen wir sie, Motivator I.“

Äh. Nein.

Dieses absolute Insistieren auf intrinsischer Motivation als das Maß aller Dinge halte ich wirklich für groben Unfug.

Genau so oft, wie einer sagt: „Ich möchte gerne was erzählen…“

Wird einer gefragt: „Erzähl doch mal was ( spiel doch mal was, mal doch mal was ) , Du kannst das so toll. Und dann macht er das halt und irgendwie wird ein Beruf draus, weil er halt wieder und wieder in seinem Tun bestätigt wird.“

Das Gleiche gilt auch für andere Berufe. Menschen werden motiviert und angehalten, etwas zu tun, weil andere sehen, dass sie gut darin sind.

Um dann exzellent und kreativ zu arbeiten, braucht es keinerlei intrinsischen Drang. Nur das Gefühl, für seinen Beitrag im Gegenzug als integrer und wertvoller Bestandteil von der Gesellschaft geachtet zu werden.

Kommentar von Kaspar Dornfeld:
Ich habe versucht, höflich zu sein, aber irgendwann ist die Schmerzgrenze an Schwachsinn, zu dem ich freundlich bleiben kann, einfach überschritten. Um kreativ zu arbeiten, braucht es - sobald der Erschaffende also ein Publikum hat - keinen intrinsischen Drang mehr? DAS ist grober Unfug! Und bestenfalls der Weg ins instutionalisierte Mittelmaß! Herzlich willkommen in der Welt des reinen Kunsthandwerks!

Max Goldt hat das mal sehr schön gesagt: „Applaus ist nicht das Brot des Künstlers. Er ist das Valium des Künstlers. Das Publikum honoriert immer lieber den Stillstand als den Wandel.“ Herrgott nochmal! Dieser Drang, das Schreiben von Belletristik einfach als irgend einen Dienstleistungsberuf ansehen zu wollen, ist echt abstoßend!

Kommentar von robin:
Der von Ihnen mit Zähnen und Klauen verteidigte Dichotomie von intrinsischer Motivation und künstlerischer Wertigkeit auf der einen Seite und belangloser - weil nicht intrinsisch motivierter - Absonderung auf der anderen Seite deckt sich nun mal überhaupt nicht meiner persönlichen Lebenserfahrung.

Natürlich darf ein jeder seinen persönlichen Begriff von wahrer Kunst in beliebige elitäre Höhen schrauben, in den meisten Fällen läuft das aber meiner Meinung nach auf ein ‚ich bin nun mal viel zu gut und sensibel für die Welt da draußen‘ , das klassische schmollende, verkannte Genie hinaus, das derart lebenslang eine selbstgestrickte Vorabversicherung für künftiges Scheitern vor sich herträgt. Und nein, damit meine ich Sie jetzt keinesfalls persönlich, wie könnte ich auch, ich kenne Sie ja gar nicht, es geht mir nur um die überhöhende Attitüde als solche.

Gutes künstlerisches Handwerk, dass Sie, sobald es nicht intrinsisch motiviert ist, pauschal als institutionalisiertes Mittelmaß abtun, sollte sicher die Basis jeder Kunst sein. Darüber hinaus benötigt es natürlich auch eine Inspiration, und einen guten Anteil Glück im Werden und Gelingen. Doch wenn sich die mal nicht einstellen, dann ist es oft vielleicht auch einfach nur der äußere Zwang, einen Vertrag erfüllen, etwas abliefern zu müssen, der einen Künstler handwerklich immer besser werden lässt, der die nötigen Lernprozesse in Gang setzt, so dass er die nächste originäre Inspiration besser einfangen und umsetzen kann.

Ich denke, unsere Differenz rührt unter Anderem aber auch daher, dass Sie jedem wertigen kreativen Tun den öffentlichen Mitteilungsdrang unterstellen. Der ist meiner Erfahrung nach aber durchaus auch nicht immer gegeben, er wird - wie ja schon gesagt - oft erst extrinsisch motiviert zu einer nachhaltigen Triebfeder für publizierbare Ergebnisse.

Umgekehrt ist die im Übermaß vorhandene intrinische Motivation, seine Kreativität unbedingt in eine standardisiertes und öffentlich zu machendes Format ( Buch, Musik, Film ) zu gießen, die vielen ‚Künstlern‘ dann zum Dilemma und zum größten Lebensdesaster gerät, weil sie trotz aufopferungsvollsten Bemühens erfolglos bleibt, eben leider nicht immer identisch mit dem authentischen Drang nach Originalität, sondern kann - wie Thomas Elbel schon schrieb - aus einem recht bunten Mix an Motivationen erwachsen.

Aber lassen wir es dabei. Man kann in dieser Angelegenheit ja durchaus verschiedener Meinung sein.

Ich freue mich jedenfalls über jeden wahren Künstler der irgendwo auftaucht, sehe auf dem Weg dahin ( auf dem er genährt werden muss ) jedoch mehr Schweiß, Tränen und handfeste Arbeit, als göttlichen Funkenschlag, und diesen, so er sich denn einstellt, meistens dann auch eher als Lohn der vorangegangenen Mühen.

Aber - um abschließend noch ansatzweise in den Kontext zurück zu finden - natürlich könnte man die Kulturszene auch um alles in Ihren Augen so Zweifelhafte bereinigen und nur die handvoll originärer Genies, deren unerwartete Erstlinge die Welt nachhaltig verändert haben, als einzig gültige role models für die Zukunft herausstellen. Dann würde man bei oberflächlicher Betrachtung das ganze, Drumherum nicht mehr brauchen, Verlage, Vorschüsse, Agenten, Lektoren, alles Quatsch, alles überflüssig, sollen doch sterben gehen. Dann gilt, ‚Entweder Du hast es, oder Du hast es nicht…‘. So, wie sich Fritzchen eben ‚echte Kunst‘ vorstellt.

So…nun ist es aber wirklich genug von mir :wink:

Kommentar von Kaspar Dornfeld:
Ich glaube, das Problem besteht einfach darin, dass man alles gern als Absolutum begreift. Ich habe nie bestritten, dass für die künstlerische Arbeit Geld sehen wollen, oder anderweitig extrinsisch motiviert sein, falsch wäre. Es waren jedoch Ihre Worte, die besagten, dass ein wahrer Könner (was in dem von Ihnen propagierten Begriffsschema offenbar schlicht Handwerker heißt), keinerlei intrinsischer Motivation mehr bedarf und das ist schlicht und ergreifend Blödsinn. Die Intrinsik mag nicht der einzige Motor sein, der ein Buch oder was auch immer fertig stellt, aber ohne sie geht es nicht besser als mittelmäßig weil zwangsläufig unoriginär.

Und um mal mit diesem hochnotpeinlichen Gleichsetzen von Wertschätzung der inneren Motivation und dem Klischee des weltfremden blassen Künstlers aufzuräumen: Selbst Eragon oder Harry Potter sind in ihren Grundzügen intrinsisch motiviert gewesen. Denn die Form selbst mag durch Vorlieben des Marktes (jetzt gehe ich gleich und wasche mir den Mund mit Seife aus!) geprägt sein, die Lust sie zu füllen, kommt immernoch aus dem Künstler selbst. Das gilt für das Sonett genauso wie für den „whodunnit-krimi“.

Und überhaupt geht es mir gehörig auf den Sack, dieses ewige Getue, als sei nur der Kunstschaffende richtig in seinem Metier, der weiß, wo der Hase des Geldes langläuft. Es gibt gerade in der inländischen Gegenwartsliteratur erschreckend viel Mittelmaß. Und Sie wollen behaupten, es hätte nichts damit zu tun, dass ein Großteil der Berufsausübenden zuerst in den Geldbeutel glotzt und dann erst auf das leere Papier?

Es gab schon vor vielen Jahren einen Satz, der sehr treffend beschreibt, was ich meine. Er bezog sich zwar auf den Film, ist aber leicht übertragbar: „In Amerika werden Filme als Kunst produziert, aber als Ware gehandelt. In Deutschland ist es genau anders herum.“

Also bitte etwas weniger Arroganz gegenüber dem weltfremden Künstler. Er oder sie ist immernoch derjenige, der die Werke verfasst, die bleibend genug sind, um den Schriftstellerberuf in den Augen einer unseren Nöten gegenüber vollkommen ignoranten Öffentlichkeit sinnvoll aussehen zu lassen.

Kommentar von robin:
Erstens:

Zu ‚Harry Potter‘ etc. Woher wollen Sie wissen, wie irgendjemand außer Ihnen selber tatsächlich motiviert ist?

Zweitens: Ihre Behauptung,

“Egal, wohin man eher gehört, die Intrinsik ist immer der Ausgangspunkt, oder nennen wir sie, Motivator I.”

kommt als Absolut daher. Alles außerhalb diese von Ihnen verkündeten Dogmas kann per se nur minderwertig oder bestenfalls Mittelmaß sein. Auch hier wieder die Frage: Woher wissen Sie das eigentlich?

Drittens:

„Es gibt gerade in der inländischen Gegenwartsliteratur erschreckend viel Mittelmaß. Und Sie wollen behaupten, es hätte nichts damit zu tun, dass ein Großteil der Berufsausübenden zuerst in den Geldbeutel glotzt und dann erst auf das leere Papier?“

Genau das behaupte ich. Denn: Es gibt überall viel Mittelmaß, das ist reine Statistik und nicht durch das Ändern irgendwelcher Rahmenbedingungen auszumerzen. Mittelmaß liegt in der Mitte dessen, was man so vorfindet und misst, und es ist doch schon erfreulich, wenn die statistische Häufung auch in der Literatur nicht am unteren Ende auftritt.

Ich verstehe ehrlich gesagt das Problem nicht. Es sei denn das läge darin, dass mittelmäßige Autoren, die mit mittelmäßigen Werken viele mittelmäßige Leser glücklich machen, in der Regel auch heute noch mittelmäßig gut bezahlt werden, während das für einen Ausnahmeautoren, der mit einem Ausnahmewerk Ausnahmeleser glücklich macht, eher die Ausnahme ist.

Kommentar von Kaspar Dornfeld:
Und schon wieder widersprechen Sie sich zumindest implizit. Gerade Sie, der professionelles Schreiben scheinbar ausschließlich als Handwerk ansieht, dass ohne Eigenantrieb auskommt, wenn nur jemand dafür bezahlt, behaupten, oder „stellen die Frage“, wie man bitte schön erkennen können soll, was in einem Werk drinsteckt. Wie man sich sowas anmaßen kann. Das ist kein Diskutieren, sondern pseudoargumentatives Tricksen. Jeder gute Klempner kann an den verschraubten Rohren (sicher mit Einschränkungen) erkennen, was ein Berufskollege da gemacht hat und das können Schriftsteller untereinander auch.
Und wenn Ihnen das dazu nicht reicht, machen Sie sich bitte klar, dass vorher solide in einem Job arbeiten und dann alles hinschmeißen aufgrund des unbedingten Wunsches, Bücher zu schreiben, der mit Abstand beste Beweis intrinsischer Motivation ist, den es geben kann.

Soviel zu Ihrem „erstens“.

Zu Ihrem „zweitens“ kann ich eigentlich nur antworten: Ich lese und hinter meinen Augen ist ein Gehirn.

Und zu Ihrem „Drittens“
Ach Gott! Was für eine Klugscheißerei! Statistische Häufungen passieren auch hier in der Mitte und nicht im Extrem? Stoppt die Druckerpressen!

Und wenn Sie das ganze Problem nur verstehen, wenn es ums Geld geht, diskutieren Sie es doch bitte an einem Ort weiter, wo es auch darum geht. Und das ist ganz gewiss nicht hier. Ich habe es nicht nur einmal gesagt: Das Thema Bezahlung künstlerischer Arbeit ist wichtig, ABER HIER UND JETZT NICHT DAS THEMA!