Meine Suche nach einem neuen VPN

Norton Secure VPN

Ob nun Norton, Symantec oder Veritas, unter einem dieser oder der zahlreichen anderen Marken- bzw. Firmennamen ist dieses Unternehmen wohl jedem bekannt, der schon einmal mit Computern zu tun hatte. Die Geschichte dieser Firma geht ja auch bis in die Steinzeit der IT zurück, genauer gesagt bis ins Jahr 1982. Und wie es sich für eine ordentliche US-amerikanische Firma gehört, wurde in den Jahrzehnten bis heute mit zahlreichen Firmen kooperiert, verschmolzen, man hat sich getrennt und wieder Teile abgespalten. Den alten Hasen werden vor allem die 1990er noch im Gedächtnis sein, als Symantec-Produkte in der „Findungsphase“ waren. So wurden oft einfach Programme aufgekauft und in das eigene Programm als „neues Feature“ integriert. Dann eventuell fehlende Teile des Originalprogramms ließen sich teilweise mit Parametern wieder aktivieren, die in den Foren geteilt wurden. Berüchtigt waren die Programme dieser Firma aber vor allem, weil sie ein Windows-System komplett zum Erliegen bringen konnten. Vor allem die Deinstallation musste oft von erfahrenen Usern vorgenommen werden, wollte man nicht ständig Probleme mit fehlenden dll oder ähnlichen Dingen haben.

Mittlerweile nennt sich die Firma NortonLifeLock, da die Marke Symantec von Broadcom erworben wurde. NortonLifeLock hat seinen Firmensitz in Arizona, also den Vereinigten Staaten und ist damit im Kernland der 5-Eyes-Staaten beheimatet. Schaut man sich die Geschichte der Firma an, sieht man auch Verflechtungen zu den Big Playern der US-IT-Industrie wie IBM. Will man den amerikanischsten aller US-basierten VPN-Dienste (aus welchem Grund auch immer), dann ist man hier wahrscheinlich genau richtig.

Aber zunächst zu meinen Ergebnissen:

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(W/O bedeutet wie immer Internetspeed ohne VPN)

Norton Secure VPN habe ich im Rahmen eines Abonnements von Norton 360 getestet, was kurz gesagt die Internet Suite von NortonLifeLock ist. Auf dem Android-Smartphone und einem iPad habe ich die separate App getestet, die wenigstens auf Android sechs Tracker enthält und mich auch sonst nicht gerade begeistert hat. Alternativ kann man auch die Norton 360 App verwenden, die hat nur fünf Tracker.

Auf dem iPad hat mich nach der Installation über WLAN der seit Jahren bekannte „Fehler 1005“ bei Aktivierung des Accounts begrüßt, weshalb zunächst keine Nutzung des VPN möglich war. Ein Wechsel zu mobilen Daten half bei mir, für Nutzer ohne LTE-Modul ist das natürlich keine Option. Mit aktiviertem VPN konnten Internetseiten dann aber leider oft entweder gar nicht oder nur sehr langsam geladen werden. So macht die Internetnutzung mit VPN also keinen Sinn. Weitere Tests, die ich über mehrere Monate vorgenommen habe, waren teilweise besser, aber bis heute habe ich kein konsistentes Nutzungserlebnis mit diesem Dienst.

Meine ermittelten maximalen Speedwerte sehen auf den ersten Blick prima aus. Allerdings waren die Uploadgeschwindigkeiten durch die Bank mittelmäßig bis schlecht und die Pingwerte teilweise unterirdisch. Alle Werte brachen vor allem dann gravierend ein, wenn man recht weit entfernte Locations wählte. Aber manchmal waren Verbindung wie z.B. zu einer UK-Location besser als eine nähere Verbindung. Insgesamt lässt sich also kaum nachvollziehen, welcher Server nun gerade eine gute Wahl ist. Erstaunt war ich dennoch, dass die App zirka 30 Länder zur Auswahl bietet. Das Fenster zur Auswahl des Landes ist aber nicht sonderlich praktisch konzipiert und lässt sich auch in der Größe nicht verändern:

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Auch gibt es am Anfang der Liste keine Suchfunktion, mit der man die Auswahl filtern könnte. Am Anfang der Liste steht lediglich ein Eintrag, mit dem man die Wahl des Servers der Anwendung überlässt.

Ansonsten war ich teilweise positiv überrascht. Netflix zeigte Kataloge von Deutschland, den USA und der Schweiz an und spielte die Titel ohne Fehlermeldung ab. Auch das Forum bemängelte nicht einen der gewählten VPN-Server und sogar der BBC iPlayer funktionierte tadellos. Am meisten hat mich erstaunt, dass ich keinen der getesteten Server auf einer Blacklist gefunden habe. Lediglich die DNS-Server haben mich etwas erstaunt. Mir scheint, hier werden einfach AWS-Server in den USA gemietet und die DNS-Einträge „umgebogen“. Ein Adblocker ist auch eingebaut, der genauso gut oder schlecht wie der von Surfshark oder NordVPN funktioniert. D.h. auch hier werden die googleadservices in den Google-Suchergebnissen blockiert.

Die Optionen sind recht spärlich. Ich war aber dennoch positiv überrascht, dass Funktionen wie ein KillSwitch oder Split Tunnel vorhanden sind.

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Enttäuscht war ich hingegen vom Stellenwert des VPN-Clients im Programm. Klickt man mit der rechten Maustaste auf das Icon von Norton 360, so taucht die VPN-Funktion hier nirgendwo auf:

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Zwar verbindet sich der VPN zuverlässig und automatisch beim Windows-Start, sofern man das so eingestellt hat. Und das Programm merkt sich sogar den zuletzt verwendeten Server und bleibt dabei. Am Tray-Icon und auch sonst kann man aber nirgendwo erkennen, ob man nun überhaupt verbunden ist oder nicht. Man muss erst das Hauptprogramm Norton 360 über „Mein Norton öffnen“ starten und sieht dann dort die benötigten Informationen:

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Fazit: Norton Secure VPN hat mich in manchen Aspekten positiv überrascht, in anderen aber wiederum enttäuscht. Insgesamt macht dieser VPN-Service somit einen sehr durchwachsenen Eindruck auf mich. Auch wirkt die VPN-Funktion noch unfertig, ja beinahe versteckt wie ein experimentelles Feature. Fast fühlte ich mich an die alten Tage erinnert, in denen irgendein Programm gekauft und krude als neues Feature in das eigene Programm integriert wurde. Zieht man noch die Firma und deren Location in Betracht, dürfte Norton Secure VPN nur für die wenigsten User interessant sein. Ja, an guten Tagen kann man offenbar Streaming-Dienste entsperren oder Geoblocking umgehen. Als zuverlässigen und vor allem anonymen VPN-Service würde ich Norton Secure VPN jedoch nicht bezeichnen.