Meine Suche nach einem neuen VPN

VyprVPN

In meine Liste der relevanten Anbieter hat sich kurzfristig noch VyprVPN eingeschlichen. Bei meinen Recherchen quer durchs Netz ist mir dieser VPN-Provider durch zwei Dinge aufgefallen: recht umfangreiche Leistungen für erstaunlich wenig Geld (aktuell 50,- Euro für drei Jahre, was sensationellen 1,39 Euro pro Monat entspricht). Und teilweise Berichte über erstaunliche Geschwindigkeiten. Das wollte ich wie üblich selbst sehen, also habe ich mich ob der 30-tägigen Geld-Zurück-Garantie für ein Abo angemeldet.

Als erstes störte mich jedoch bereits bei der Anmeldung, dass man neben einer E-Mail-Adresse und einem Passwort auch noch Vor- und Nachname angeben muss. Auf der selben Seite werden dann auch noch die Zahlungsdaten abgefragt (darunter auch Wohnort und ähnliches), anonyme Zahlungsformen wie Bitcoin oder Bargeld sind offenbar nicht möglich. Das geht besser. Die inhabergeführte Betreiberfirma Goldenfrog sitzt in der Schweiz, was für viele Leute ein Pluspunkt ist. Ich bin mir da nicht so sicher, kooperiert die Schweiz doch seit Jahren gerne und umfangreich, wenn es um Anfragen aus aller Welt geht. Dazu kommt noch, dass zumindest der CEO in den USA sitzt und VyprVPN dort ein Rechenzentrum betreibt. Dort ist man wohl sehr stolz darauf, die verwendeten Server alle zu besitzen. Aber wie wir alle wissen ist die mächtigste US-Behörde nicht zimperlich, wenn es um das Einfrieren von Vermögenswerten geht. D.h. die USA haben hier sicherlich einen Hebel. Wie weit der reicht, müsste man im Ernstfall sehen - falls man es sieht.

Ansonsten bemüht man sich bei VyprVPN um Transparenz und auch die Mission liest sich gut. Insofern gibt es nun zusammenfassend erst einmal keinen Grund, VyprVPN und seinen Machern nicht zu trauen.

Aber nun zu meinen Ergebnissen:

(„W/O“ bedeutet wie immer „ohne VPN“)

Die Geschwindigkeiten sehen auf den ersten Blick recht gut, wenn auch nicht überragend aus. Leider steckt der Teufel im Detail. So sieht man schon, dass der Ping im besten Fall der schlechteste ist, den ich bisher gemessen habe. Verbindet man sich mit internationalen Servern, und nicht dem nächsten im eigenen Land, verschlechtern sich Ping und oft auch der Upload dramatisch. Insgesamt habe ich noch selten einen Anbieter getestet, der so schwankende Werte hat, auch im Download. Der Upload war aber manchmal sogar so gering, dass keine gültige Serverkommunikation möglich war. Oder die Antwortzeiten ewig dauerten. Recht nervig fand ich hierbei auch die Windows-App, die oft ungewöhnlich lange brauchte, um eine Verbindung auf- und abzubauen. Wir sprechen hier nur über wenige Sekunden. Aber andere Anbieter sind hier deutlich spürbar besser und verbinden quasi ohne merkbare Verzögerung.

Um sich mit dem besten Server zu verbinden, verfügt VyprVPN auch wie einige andere Anbieter über einen eingebauten Speedtest ihrer Server:

Dieser ist allerdings sehr langsam und so waren die interessantesten Server eher weiter unten unter den noch nicht getesteten. Auch nach einem Tag änderte sich daran nichts und Pakistan war nach wie vor mein Top-Server:

Ist man verbunden, wird nicht sonderlich nützliches angezeigt. Aber wenigstens sieht man deutlich, mit welchem Server man verbunden ist, dass man verbunden ist und wie lange. Auch ein Wechsel der Location geht schnell, wenn man von meinen grundsätzlichen Problemen mit dem Verbindungsauf- und abbau absieht.

VyprVPN wirbt mit 300.000 IP-Adressen, die sie einsetzen können. Offenbar sind aber schon einige davon verbrannt und werden dennoch eingesetzt. Jedenfalls fand ich mehrere Server auf Blacklisten und mein Testforum verweigerte den Zugriff, weil meine IP-Adresse für Spamming bekannt sei. Die Android-App ist leider nicht frei von Trackern und hat neben den durchaus nachvollziehbaren Trackern für die Nachverfolgung der App-Qualität leider auch noch Adjust und den Google Tag Manager mit an Bord.

Einen eingebauten Ad-Blocker gibt es nicht, dafür aber ein paar andere, interessante Funktionen:

Als Protokoll bietet man unter anderem Wireguard an und man kann einstellen, dass die VPN-Verbindung noch vor dem Windows-Login aktiviert werden soll. Verfügbar ist aber auch noch Chameleon, eine eigene Erfindung von VyprVPN. Dieses Protokoll soll die Erkennung einer VPN-Verwendung durch Deep Packet Inspection verhindern, indem es die Metadaten des OpenVPN-Protolls durcheinanderwürfelt und so nicht mehr auswertbar macht. Was prinzipiell die Nutzung in China verbessern soll. Es gibt jedoch widersprüchliche Aussagen dazu, ob das aktuell klappt oder nicht.

Fazit: Um es gleich zu sagen, VyprVPN wird nicht mein neuer VPN-Anbieter, soviel steht schon einmal fest. Und das liegt vor allem an der durchwachsenen Geschwindigkeit und den Instabilitäten der Verbindungen im Allgemeinen. Auch stört mich wie gesagt der Anmeldeprozess. Hier kann man Namen optional abfragen, aber als Pflichtfelder finde ich das wie gesagt etwas merkwürdig. Das provoziert ja geradezu, einen falschen Namen anzugeben und ist daher konzeptionell erstaunlich schlecht durchdacht, wenn man die vielen Seiten an Mission-Statements, Vision und Erläuterungen zu etlichen Privacy-Themen betrachtet. Auch habe ich in der konkreten Verwendung keine Vorteile der eigenen Server bemerkt. Es kam mir, abgesehen von der Geschwindigkeit, so vor, als nutze ich „die üblichen“ gemieteten Server, die eben hier und da schon als Spammer verbrannt sind. Und nervig fand ich im Alltag wie gesagt auch die verhältnismäßig langen Zeiten für den Verbindungsauf- und abbau. VyprVPN ist daher ein interessanter Anbieter, der jedoch in der alltäglichen Nutzung eher halbgar wirkt. Für einen Anbieter, der sich gerne als Pionier darstellt und auf seine langjährige Erfahrung hinweist, ein fragwürdiger Zustand.

Anmerkung: mein Geld bekam ich übrigens innerhalb von zwei Tagen wieder erstattet. Und ich musste dafür nur den Chat bemühen, der freundlich und interessiert war. Das sollte noch erwähnt werden, da VyprVPN diesbezüglich oft kritisiert wird, z.B. bei Trustpilot. Bezüglich der technischen Kompetenz ist allerdings noch Luft nach oben.

2 „Gefällt mir“